Das Wichtigste in Kürze:
- Ein ETF bildet einen Index nach. Je mehr Aktien der Index enthält, desto besser ist die Risikostreuung. So können Sie einfach in mehr als 3000 Aktien weltweit investieren.
- Je geringer die Kosten, desto besser. Mehr als rund 0,4 Prozent pro Jahr müssen es nicht sein, vielfach werden sogar nur rund 0,2 Prozent pro Jahr verlangt.
- Der Fonds sollte nicht zu klein sein. Wenn das in einem ETF verwaltete Vermögen bei mehr als 500 Millionen Euro liegt, ist die Gefahr geringer, dass die Fondsgesellschaft den Fonds irgendwann schließt.
ETF: Was ist das überhaupt?
Exchange Traded Fund, kurz ETF, heißt übersetzt "börsengehandelter Fonds". Er ist im Vergleich zu aktiv gemanagten Investmentfonds oder Zertifikaten einfach aufgebaut und sehr transparent. Allerdings sollte ein Aktien-ETF, der das Ziel des Vermögensaufbaus oder der Altersvorsorge hat, über einen passenden Index möglichst breit - im Idealfall weltweit - streuen. Auf viele Aktien-ETFs trifft aber genau dies nicht zu, weshalb sie für diese Ziele eher nicht geeignet sind. Daher sollten Sie sich vorab über die wichtigsten Auswahlkriterien informieren.
Angaben zu den Kriterien für ETFs finden Sie auch in den jeweiligen "wesentlichen Anlegerinformationen" oder in den "Factsheets" der Fonds. Sie können sie auf den Websites Ihrer Bank, der Fondsgesellschaft oder in Finanzinformationsportalen im Internet abrufen. Mehr zu den Vor- und Nachteilen von ETFs lesen Sie im außerdem verlinkten Artikel.
Der abgebildete Index
Ein ETF bildet passiv einen Index nach, statt aktiv eigene Anlagestrategien zu verfolgen. Umso entscheidender ist, dass Anleger den richtigen Index für Ihr Anlageziel auswählen.
So enthalten manche Indizes nur wenige Aktien oder werden nach schwer nachvollziehbaren Kriterien berechnet. Das ist oft bei so genannten Branchen-, Strategie- oder Faktor-Indizes der Fall. Diese versuchen zum Beispiel, Aktien mit besonders hoher Dividendenausschüttung oder besonders wachstumsstarke Unternehmen einer Branche in einem Index zu vereinen.
Derartige ETFs sind nicht die erste Wahl beim Vermögensaufbau, weil Sie damit im Regelfall nur unterdurchschnittliche Renditen erzielen. Überdurchschnittliche Renditen sind hier reine Glückssache. Entscheidend für eine erfolgreiche Anlagestrategie sind eine breite Risikostreuung und geringe Kosten. Folgende Indizes sind Beispiele dafür:
- Die breiteste Streuung mit mehr als 3.000 Aktien bilden der MSCI All Country World Index sowie mit rund 4.000 Aktien der FTSE All-World Index ab.
- Mit dem FTSE Developed Index wird die Anlage auf über 2.000 Aktien gestreut, wobei die Schwellenländer fehlen.
- Der MSCI World bildet immerhin noch rund 1.600 Aktien ab. Auch hier sind die Schwellenländer nicht dabei.
Mit den vorgenannten Indizes wird das Ziel verfolgt, die Entwicklung der Aktienmärkte weltweit nachzubilden. Eine weltweite Risikostreuung können Anleger aber auch erreichen, indem sie Indizes aus den großen Anlageregionen miteinander kombinieren. Dann kommen folgende Indizes in Frage:
- Europa: Stoxx Europe 600, MSCI Europe, FTSE Developed Europe,
- Nordamerika: S&P 500, MSCI USA, MSCI North America,
- Schwellenländer: MSCI Emerging Markets.
Zu allen genannten Indizes existieren ETFs von verschiedenen Anbietern. Sie tragen alle den Namen des Index, meist ergänzt um den Namen des Herausgebers sowie um eine Abkürzung, die auf die Ertragsverwendung hinweist. So steht ACC für Ertragsansammlung, DIS für Ertragsausschüttung.
Für ETFs, die in Anleihen statt in Aktien investieren, gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Indizes. Sie sind generell weniger bekannt als Aktienindizes. Beispiele für Indizes in Euro sind:
- Unternehmensanleihen in Euro: Bloomberg Euro Corporate Bond Index,
- Staatsanleihen der Euro Mitgliedsländer: Bloomberg Euro Aggregate Treasury Index, iBoxx EUR Sovereigns Eurozone oder Bloomberg Euro Government Bond 1-3yr Index.
Aber auch hier gilt: Anleger sollten schauen, was in einem Index steckt. Die Informationen sind in den Factsheets des Indexanbieters abrufbar, welche Sie im Internet finden können, wenn Sie nach dem Indexnamen und einer PDF-Datei suchen. Wichtig sind etwa
- die Restlaufzeiten der enthaltenen Anleihen,
- die Kreditwürdigkeit der Emittenten, wobei Staatsanleihen sicherer sind als Unternehmensanleihen und
- die Währung, in denen die Anleihen notieren.
Die Kosten
Laufende Kosten reduzieren die Rendite. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds sind fast alle ETFs preisgünstig. So verlangen aktiv gemanagte Aktienfonds im Schnitt eine Verwaltungsgebühr von gut 1,5 Prozent im Jahr. Bei ETFs sind es in aller Regel weniger als 0,5 Prozent pro Jahr. Außerdem sind die Transaktionskosten bei ETFs viel geringer, weil die im Fonds enthaltenen Wertpapiere nicht so oft ge- und verkauft werden wie es bei aktiven Anlagestrategien der Fall ist.
Bei ETFs mit weltweiter Streuung ETFs müssen Anleger nicht mehr als 0,4 Prozent Verwaltungsgebühren im Jahr bezahlen. Bei ETFs mit Anlageschwerpunkt Industrie- oder Schwellenländer sowie Europa sind die laufenden Kosten noch geringer, hier gibt es ausreichend Auswahl mit einer Kostenquote von unter 0,2 Prozent im Jahr.
Die Art der Ertragsverwendung
In Aktien-ETFs fließen regelmäßig Dividenden der Unternehmen, deren Aktien sie halten. Renten-ETFs erhalten Zinszahlungen von den Herausgebern der Anleihen, die sie halten. Wie andere Investmentfonds auch, unterscheiden sich ETFs darin, was sie mit diesen Einnahmen machen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten:
- ausschütten, oder englisch "distributing" oder
- thesaurieren, oder englisch "accumulating".
Ausschüttende ETFs geben Dividenden und Zinsen einmal pro Quartal oder pro Jahr direkt an die Anleger weiter. Das Geld wird dann auf das Verrechnungskonto des Depots gebucht. Der Anteilspreis des ETFs sinkt um den Betrag der Ausschüttung. Die Auszahlung können Sie dann entweder neu anlegen oder anderweitig verwenden.
Thesaurierende ETFs dagegen investieren die ihnen zugeflossenen Mittel erneut in den Kauf der Fondsanteile. Das Geld bleibt also im Fonds, und Anleger müssen sich keine Gedanken über die Wiederanlage machen. Allerdings haben sie auch keine laufenden Einnahmen.
Steuerlich werden ausschüttende und thesaurierende ETFs ähnlich behandelt. Sie können sich daher eine Ertragsverwendung aussuchen, die am besten zu Ihrem Anlageziel passt. Bei langfristigem Vermögensaufbau ist eine Thesaurierung im Regelfall am bequemsten.
Das Fondsvolumen
Bei diesem Kriterium gilt eine einfache Faustformel: Wählen Sie nur Fonds, die mindestens über rund 500 Millionen Fondsvolumen verfügen. Je geringer das Vermögen ist, das in einem ETF verwaltet wird, desto größer ist die Gefahr, dass die Fondsgesellschaft den Fonds irgendwann schließt oder dieser mit einem anderen Fonds verschmolzen wird. Beides ist zwar keine Katastrophe, kann aber zusätzliche Kosten verursachen, wenn Sie Ihre Mittel wieder anlegen möchten.
Größere Anbieter haben in dieser Hinsicht einen Vorteil, weil ihre Fonds oft mehr Mittel verwalten. Und weit verbreitete Indizes sind einmal mehr besser als exotische.
Die Fondswährung
Einige ETFs werden in US Dollar (USD) gehandelt, andere in Euro. Welche Währungen im Fondsvermögen enthalten sind, hängt aber nur von den jeweiligen Wertpapieren ab. Aktien amerikanischer Unternehmen werden immer in US Dollar gehandelt, Aktien aus der Schweiz immer in Schweizer Franken usw.
Bei einem ETF, der weltweit streut, halten Sie damit automatisch auch immer einen breit gestreuten Währungskorb. Weil die meisten und die größten Aktiengesellschaften weltweit ihren Sitz in den USA haben, dominiert der US Dollar als Währung das Portfolio der ETFs, die den MSCI World, den MSCI All Country World oder den FTSE All-World abbilden. Mal erhöht oder reduziert das die Rendite der Anleger in Euro, je nachdem, wie sich der Wechselkurs entwickelt.
Die Währung des ETF ist also kein Auswahlkriterium. Das müssen Sie beachten. Wenn Sie keine Währungsrisiken tragen wollen, müssen Sie entweder ETFs auswählen, die diese Risiken absichern. Sie sind meist mit dem Zusatz "EUR hedged" gekennzeichnet. Das ist aber teuer, weshalb die Verbraucherzentralen bei langfristiger Anlagestrategie davon abraten. Alternativ können Sie auch ETFs auswählen, die nur Wertpapiere aus dem Euro-Raum enthalten.
Der Aufbau des Fonds
ETFs bilden Indizes vor allem auf 3 Arten nach: vollständig, optimiert oder synthetisch. Alle 3 Verfahren haben ihre Berechtigung und sind nicht schlechter oder riskanter als die anderen.
- Entweder halten sie tatsächlich alle Aktien eines Index direkt - und zwar im gleichen Verhältnis, wie sie auch im Index vertreten sind. Dieses Verfahren heißt volle Replikation (Nachbildung). Es wird meist nicht angeboten, weil die volle Replikation teuer ist, insbesondere bei sehr großen Indizes, die auch viele kleineren Aktien enthalten.
- Meist enthalten die Fonds nur einen Ausschnitt der Aktien des Index, ergänzt um einige Derivate. Dann spricht man von einer "optimierten" Nachbildung.
- Bei der synthetischen Replikation hält ein ETF irgendwelche Wertpapiere, die mit dem Index nichts zu tun haben, direkt und schließt gleichzeitig einen Vertrag, eine sogenannte Swap-Vereinbarung, mit einer Bank ab. Die verpflichtet sich darin, die Unterschiede zwischen der Entwicklung des Index und des vom Fonds gehaltenen Wertpapierkorbes auszugleichen.
Ausführliche Erklärungen, wie ein Index abgebildet wird, lesen Sie in diesem Beitrag.
Die Tracking Differenz
Die Tracking Differenz beziffert den Unterschied zwischen der Rendite des Fonds und der Rendite des Index. Theoretisch entspricht sie etwa der Höhe der laufenden Kosten. In der Praxis liegt sie manchmal darüber, manchmal darunter. Dafür kann es verschiedene Gründe geben:
- Wie wird der steuerliche Abzug bei Ertragsausschüttungen im Index und den tatsächlichen Steuern im Fondsvermögen berechnet? Bei einigen Indizes, z.B. Euro Stoxx 50, ist deshalb Rendite der ETFs regelmäßig sogar höher als die des Index (was aber nicht bedeutet, dass diese ETFs besser sind als andere).
- Wie sieht der Liquiditätsbestand aus, etwa nach Dividendenausschüttungen? Mehr Liquidität bei steigenden Aktienkursen erhöht die Tracking Differenz.
- Wurden Erträge aus der Wertpapierleihe gutgeschrieben? Einige Anbieter schreiben mehr gut als andere, was die Tracking Differenz reduziert.
- Wie ist das Timing bei Indexanpassungen? Die Aktien, die in den Aktienindizes enthalten sind, werden immer wieder mal ausgetauscht. Auch dadurch kann eine (zufällige) Differenz zum Index entstehen.
Bei den oben genannten großen weltweiten Aktienindizes sind die Tracking Differenzen sehr gering. Sie werden aber nirgends gesondert ausgewiesen, was einen Vergleich erschwert. Immerhin können Sie sie indirekt an der Fondsrendite der letzten Kalenderjahre ablesen, wenn Sie diese Rendite mit der des Index vergleichen.
Achten Sie bei diesem Vergleich aber darauf, dass Währung des Fonds und Währung des Index übereinstimmen. Einige Anbieter zeigen im Factsheet die Renditen in USD, wenn der Index in US Dollar berechnet wird. Das ist bei allen weltweiten Indizes regelmäßig der Fall. Andere Anbieter zeigen im Factsheet die Renditen in Euro, auch die der Indizes.
Die Stiftung Warentest bietet online sowie in jedem Monatsheft einen Vergleich verschiedener ETFs an.